Psychologie
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„Hör mir zu“ heißt: Berühre mich, wisse, daß ich existiere. (Roland Barthes)
Einen Psychologen und Psychotherapeuten suchen Menschen auf, die in Lebenskrisen geraten sind. Bekannte und bewährte Bezüge lösen sich auf, der Lebensfluss ist unterbrochen. Im äußersten Fall ist die Unterbrechungserfahrung so groß, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Unterbrechungserfahrungen im Leben bergen die große Chance in sich, von einem unbekannten, noch schweigenden Sinn angesprochen zu werden, der über das Aufmerken, Aufhorchen, Hinhören und vernehmenden Hören zur Sprache kommen kann.
Als Psychologe und Psychotherapeut begleite ich Menschen auf diesem Weg ins Hören.
Im Rahmen meiner Professur auf der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien erforsche ich das Hören selbst. Das Ohr ist für Musiker*innen das Fenster zur Welt. Gelauscht wird auf Resonanzen und Anklänge, in denen sich Subjekt und Welt vernehmen lassen sowie einander antworten. Im Spiel des Hörens inszeniert sich auf der inneren Hörbühne eine Welt, die partizipativ und performativ erforscht werden kann. Hör-Akteur*innen bringen wahrnehmend handelnd jene Sphäre hervor, von der sie zur gleichen Zeit durchdrungen werden.
Als Erkenntnisorgan wurde das Ohr in den abendländischen Geistes- und Humanwissenschaften von einer übermächtigen okularen Tradition verdrängt. Im Forschungsprojekt Hören wird der Versuch unternommen, das Hören zu rehabilitieren und als Instrument für künstlerische Forschung zu etablieren.